Die Partnerschaft der Berlinale mit Uber schadet Berlin

Ein Schreiben an die Berlinale

15. Februar 2023 von Klaus Meier
 

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Heute, am Donnerstag, den 16.2.2023 werde ich gemeinsam mit Gleichsgesinnten gegen Uber als Berlinale-Sponsor protestieren. Das findet ab 18:00 Uhr statt, entweder am Berlinale-Palast oder vor der Alten Postdamer Straße Nummer 6x, Ecke Varian-Fry-Straße. Man erkennt uns an unseren Schildern. dieses Flugblatt werden wir verteilen:

Flugblatt gegen Uber als Berlinale Sponsor

Den folgenden Brief habe ich leicht abgewandelt auch an die Geldgeberin der Berlinale (knapp 13 Millionen Euro) Kulturstaatsministerin Claudia Roth und den Berliner Kultursenator Dr. Klaus Lederer geschickt.

An die künstlerische und Geschäftsleitung des
Filmfestivals Berlinale 2023

Sehr geehrte Frau Rissenbeek, sehr geehrter Herr Chatrian, sehr geehrte Frau Schafroth,

mit Erstaunen habe ich erfahren, dass Sie in diesem Jahr erstmals den US-Konzern Uber als Hauptsponsor eingeladen haben, vom guten Image der Berlinale zu profitieren.

Ich bin als Berliner Taxi-Soziallotse mit den Praktiken der Arbeitgeber in Taxi- und Mietwagenbranche umfassend vertraut und sehe Uber als Hauptverantwortlichen für systematisches Lohndumping mit einem massiven Unterschreiten des gesetzlichen Mindestlohns in der Branche. Damit bezweckt der Konzern offensichtlich die Verdrängung der Berliner Taxibetriebe, die wir als Teil des öffentlichen Nahverkehrs und der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge brauchen.

Mir geht es vor allem um die Beschäftigten bei den mit Uber verbundenen Mietwagenbetrieben und den Angestellten oder Kleinstselbstständigen der Berliner Taxiunternehmen. Sie können nicht mehr von ihrer Arbeit leben. Für Uber-nahe Betriebe sind vor allem Zuwanderer tätig, deren Ausbildung und Integration durch die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen verhindert wird - zu ihrem und zu unser aller Schaden.

Es ist bekannt, dass Uber systematisch Gerichtsurteile ignoriert, welche uns alle vor dem Verlust der Taxis schützen sollen, und das ist nicht nur in Deutschland so. Das weltweite Agieren von Uber ist mittlerweile gut erforscht: Bislang auskömmlich bezahlte Arbeit wird durch Dumpingangebote ersetzt. Das milliardenschwere Unternehmen versucht lokale Märkte als Monopolist zu übernehmen, um fortan Preise und Arbeitsbedingungen allein zu bestimmen.

Uber ist für viel menschliches Leid verantwortlich. In Mumbai etwa betrifft das mehrere hunderttausend Fahrerinnen und Fahrer von Taxis und Mietwagen. In Berlin leiden mehrere zehntausend unmittelbar unter der Strategie des Konzerns.

Ich gehe davon aus, dass Ihnen das Problem nicht in seinem Ausmaß und Tragweite bewusst war, als Sie die Partnerschaft mit Uber eingegangen sind. Die Vertreter des Konzerns biegen die Realität auch gekonnt in ihrem Sinne zurecht.

Ich bitte Sie deshalb, sehr geehrte Frau Rissenbeek, sehr geehrter Herr Chatrian, sehr geehrte Frau Schafroth, den angerichteten Schaden soweit wie möglich zu beheben und in Zukunft die Auswahl von Sponsoren an grundlegende ethische Kriterien zu knüpfen. Venedig tut etwas gegen monströse Kreuzfahrtschiffe, Cannes will keine Oligarchen-Superjachten mehr, in Berlin sollte es um das Wohlergehen von wirtschaftlich vulnerablen Menschen gehen. Vielen Dank!

Gemeinsam mit dem Beauftragten für Halteplätze der Berliner Taxiinnung bitte ich Sie, etwas für die Besucherinnen und Besucher der Berlinale und für die Berliner Taxis zu tun.

Lassen Sie künftig möglichst vor allen Festivalkinos Taxihalteplätze einrichten. Die Berliner Taxizentrale sollte über das Ende aller Veranstaltungen vorab informiert werden, damit sich die Taxis für Festivalbesucherinnen und -besucher vor den Kinos bereithalten können.

Ergreifen Sie die Initiative und laden Sie die S-Bahn, die BVG, die Taxiverbände und die Gewerkschaft ver.di ein, gemeinsam ein ethisch tragfähiges Beförderungskonzept für die Berlinale 2024 zu entwickeln.

Ich stehe Ihnen gerne jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
Klaus Meier

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